Abstract
Die deutsche Nordseeküste ist ein stark tidebeeinflusstes und komplexes Küstengewässer, das vielen natürlichen und anthropogenen Einwirkungen unterliegt. Diese Einwirkungen spiegeln sich in der Ausprägung der Gezeiten wider, die i. d. R. aus Pegelaufzeichnungen abgeleitet werden können. Das Verbundprojekt ALADYN („Analyse der beobachteten Tidedynamik in der Nordsee“, Förderkennzeichen: 03F0756 A-C) liefert einen Beitrag zur Erklärung der Änderungen und zeitlichen Variationen der Tidewasserstände und des Tidehubs seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Untersucht wurden dazu mögliche groß- und kleinräumige Einflussfaktoren, die die Entwicklungen der Tidedynamik in der Deutschen Bucht beeinflusst haben. Zu den untersuchten großräumigen Einflussfaktoren zählen u. a. großräumige Veränderungen der Tidedynamik im Nordostatlantik, der Anstieg des mittle-ren Meeresspiegels, langfristige Schwankungen oder Veränderungen in der großräumigen atmosphärischen Zirkulation, überregionale morphologische Änderungen entlang der Küs-ten und der Einfluss größerer historischer Baumaßnahmen. Berücksichtigt wurden aber auch kleinräumige Einflüsse und lokale Maßnahmen im Bereich einzelner Pegel, wie z. B. größere Baumaßnahmen und die daraus resultierenden morphologischen Veränderungenim Küstenvorfeld. Um die beteiligten Prozesse zu identifizieren, wurde eine Abschätzung des Einflusses von lokalen Baumaßnahmen im Rahmen des Teilprojekts ALADYN-A durch das Forschungsinstitut Wasser und Umwelt (fwu) der Universität Siegen durchge-führt. Entwickelt wurde ein Ansatz zur Separierung großräumiger Entwicklungen von lo-kalen Effekten in langjährigen Beobachtungsdaten der Tidewasserstände und des Tidehubs. Mithilfe von Detailuntersuchungen der lokalen Effekte konnten Auswirkungen einzelner Baumaßnahmen beschrieben werden. Darüber hinaus wurden im Teilprojekt ALADYN-B die durchgeführten statistischen Analysen durch numerische Modelluntersu-chungen zum Einfluss großräumiger Effekte auf die Tidedynamik am Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) ergänzt. Zusätzlich untersuchte die Forschungsstelle Küste im Nieder-sächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Teilprojekt ALADYN-C Wechselwirkungen zwischen regionalen morphologischen Ver-änderungen in den Ästuaren und der Tidedynamik im angrenzenden Küstenvorfeld. An-hand der Gegenüberstellung verschiedener morphologischer Zustände konnte aufgezeigt werden, wie weit und wie stark die großräumige Tidedynamik durch regionale Veränderun-gen beeinflusst werden kann.